Katrin Zbinden: «Bücher helfen mir in der Trauer»

Shownotes

Katrin Zbindens Mann Bruno starb im April 2024. Für die Verarbeitung ihrer Trauer hat sie im Lesen einen Weg gefunden. Und mehr noch: Sie schreibt Buchrezensionen und führt eine Liste mit Trauerliteratur. Die Buchbesprechungen und die Literaturliste stellt sie im Palliaviva-Blog zur Verfügung.

In der Literatur hat sie einen Weg der Verarbeitung gefunden. «Bücher wurden in der Trauer mein Gegenüber, nachdem es bei mir zu Hause ruhiger geworden war», sagt sie. Über die Auswahl der Bücher für ihre Rezensionen, über das Lesen und über ihre Erfahrungen mit Palliaviva erzählt sie in dieser Podcast-Folge.

Der Artikel zum Podcast: www.palliaviva.ch/blog

Die Literaturliste von Katrin Zbinden: www.palliaviva.ch/literatur

Stichworte zu dieser Folge:

• Hirntumor • Glioblastom • Angehörige • Literatur • Trauer • Lesen • Trauerliteratur • Verarbeitung • Bücher • Krankheit

Transkript anzeigen

00:00:11: Traur ist etwas ganz individuelles.

00:00:13: Es ist für jede und jede anders.

00:00:16: Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, wie man mit Traur weiterleben kann.

00:00:23: Katrin Zbinden hat ihre eigene Wege.

00:00:26: Im April vor einem Jahr ist ihre Mann Bruno die Hei in der gemeinsamen Wohnung gestorben.

00:00:32: Acht Monate voran wurde er mit den Diagnosen bösartiger Hirntumor konfrontiert.

00:00:38: Um Sorgen geworden ist er, während seiner Krankheit von seiner Partnerin Katrin Zbinden und der Familie mit Unterstützung von Paglia Vivo.

00:00:49: Katrin Zbinden sagt, dass ihr Lebensmensch gestorben sei, dass sie zuerst einen grossen Schock war.

00:00:58: Aber dann sagt sie, dass sie traur war, wie eine Wucht.

00:01:01: Sie ist für mich vor kurzem ... dass sie sehr animalisch über mich hergefallen ist, also sehr körperlich.

00:01:08: Sie körperlich weht hier.

00:01:10: Sie hatte ... ... wie Krämpfe und Gehühle.

00:01:16: Und dann kam der Moment, in dem ich das Gefühl hatte, dass ich verarbeiten

00:01:22: muss.

00:01:23: Katrin Spinden hat angefangen zu lesen.

00:01:26: Bücher über Sterben und über Traur.

00:01:28: Alles war ein Erlebnis.

00:01:29: Geschrieben von Autorinnen und Autoren, die ähnliches erlebt haben, wie sie mit ihrem Mann.

00:01:36: Und auch Katrin Zbinden hat angefangen zu schreiben.

00:01:39: Sie verfasst Rezensionen über die Bücher, die ihr beim Verarbeiten hilft.

00:01:45: Aus diesem ist eine Liste mit Literaturen entstanden, die sich die Paglia Viva zusammen mit den Buchbesprechungen zur Verfügung stellt.

00:01:53: Finden kann man das alles ab sofort im Paglia Viva-Blog auf www.pagliaviva.ch.

00:02:02: Wie sind die Bücher Teil ihrer Welt geworden?

00:02:06: Was gibt ihres Lesens in ihrer jetzigen Situation?

00:02:09: Und wie hat sie Balia Viva erlebt?

00:02:12: Diese Fragen beantwortet Katrin Zbinden in diesem Podcast.

00:02:17: Ich bin Rebecca Haffeli.

00:02:20: Katrin Zbinden, du kennst Balia Viva als Angehörige.

00:02:24: Wir können noch darauf reden, wie genau der Kontakt entstanden ist.

00:02:29: Wir sitzen hier bei dir in der Stube.

00:02:31: Du wohnst an der Limit in der Nähe von Zürich.

00:02:34: Du hast die Jahrgang fünfe-seventig und lebst hier mit Hund, zwei Katzen und sieben Schildkröten.

00:02:41: Im Moment ist noch ein Ferienhund von der Nachbarin bei dir zu Gast.

00:02:45: Vielleicht hast du mir gesagt, du hörst mir ab und zu mal ein Hund schnarcheln oder umlaufen.

00:02:51: Wir dürfen uns nicht stören.

00:02:54: Katrin, du hast Balia Viva ein Mail geschrieben und uns Buchrezensionen für unseren Blog angeboten.

00:03:02: Du hast in diesem Mail geschrieben, ich habe nach einem sehr persönlichen Verlust das Bedürfnis etwas zurückzugeben und vielleicht auch meine Verarbeitung des Abschieds zu teilen.

00:03:15: Wie ist überhaupt die Idee entstanden?

00:03:19: Es war so, dass ich nach dem Tod des Bruno Das musste ich verarbeiten und in einer Methode gesucht, um mit diesem Verlust umzugehen.

00:03:32: Du musst sagen, Bruno ist im Mann.

00:03:37: Genau.

00:03:37: Ich muss vielleicht ausholen, ich habe zuerst ... Ich habe Literatur verloren, in der Zeit, in der er krank wurde, in diesen acht Monaten.

00:03:48: Als er gestorben ist, hatte ich das Bedürfnis.

00:03:52: in der Literatur anleitigen, um den Umgang zu spüren, wie andere Menschen mit diesem Umgang gehen.

00:04:01: Ich habe eine Trauerliteratur, eine Drehgeber-Trauerliteratur gesucht, von glücklichen Witwenfrauen oder jetzt Durchstarten oder so Sachen, was es auch gibt.

00:04:12: Ich habe wirklich betroffen, Literatur gesucht mit Menschen, die das Gleiche erlebt haben.

00:04:17: Ich habe einen ganz hervorragenden Bücher entdeckt, die mir durch die Schwere Zeit geführt haben.

00:04:27: Ich habe gemerkt, dass ich das überhaupt verstehen und verarbeiten kann.

00:04:31: Das muss ich darüber schreiben.

00:04:32: So funktioniere ich.

00:04:34: Aus diesem Haus sind die Buchrezensionen entstanden.

00:04:37: Aus diesem Haus habe ich gemerkt, ich möchte das Wichtigste für mich aus diesem Buch ausnehmen.

00:04:44: Ich habe festgestellt, dass ihr das nicht habt bei Palia Viva.

00:04:51: So ist das in Hand gelaufen.

00:04:53: Wie kam die Idee, eine Liste zu machen?

00:04:59: Die Rezensionen zu schreiben, sogar Literaturlisten daraus zu machen.

00:05:04: Die anderen interessierten sich zur Verfügung zu stellen.

00:05:07: Es ging nicht nur ums eigene Verarbeiten, sondern ein Schritt weiter.

00:05:13: Ich habe einfach das Gefühl, dass es fehlt.

00:05:15: Wenn ich Bücher über Literatur gesucht habe, und es hat eben ein Buch nicht geklängt, dann habe ich auch zwei Bücher nicht geklängt.

00:05:21: Wie du da auf dem Tisch siehst, sind es mittlerweile fast zwanzig oder so.

00:05:26: Es hat wie nicht ... Wenn ich sie zusammengesucht habe, habe ich gemerkt, dass es ganz schwierig wird, was diese Sachen finden.

00:05:35: Wie finden sie das?

00:05:37: Und dort ist das Bedürfnis entstanden, eine Literaturliste zu machen.

00:05:40: Natürlich haben sie auch zugänglich zu machen, weil ich das Gefühl habe, dass es anderen Menschen gleich geht.

00:05:47: Du hast vorhin gesagt, du hast während der Krankheit von deinem Mann den Zugang zur Literatur verloren.

00:05:54: Was heisst das?

00:05:55: Was muss ich dir hier vorstellen?

00:05:57: Warst du jemand, der immer sehr viel gelesen hat?

00:06:00: Ja, wir haben wahnsinnig viel gelesen.

00:06:01: Beide übrigens.

00:06:03: Ich war Büchereikäuferin und stellte ihn aufs Nachtisch.

00:06:07: Wir diskutierten das zusammen und besprochen, mal ausführlicher, mal weniger.

00:06:15: Wir haben auch Austausch.

00:06:17: Wir hatten aber einzelne Bücher, also das, was nur er gelesen hat oder das, was nur er gelesen hat.

00:06:22: Und als er krank wurde ... Ich bin verstummt eigentlich.

00:06:29: Es ging nicht mehr, ich weiss noch, dass ich ihn zur Bestrahlung begleitet habe, in der Uni Spital Zürich, und ich hatte immer ein Buch dabei, das hat er draussen gewartet.

00:06:41: Ich habe immer Kolumne gelesen in dieser Zeit.

00:06:45: Ich hatte das Gefühl, das Buch würde irgendwie eine Bedeutung haben.

00:06:50: Ich könnte heute aber nichts mehr aus diesem Buch sagen.

00:06:54: Also es ist einfach hinein und wieder raus.

00:06:57: Und ich habe gemerkt, dass ich auch die Ruhe gar nicht finde zu lesen.

00:07:01: Dass ich meinen Kopf so voll ist mit dem, was in dieser Zeit passiert, in dieser Zeit der Krankheit und schlussendlich auch vom Sterben, vom Abschied nehmen, dass mir die Literatur nicht geholfen hat.

00:07:18: Ich hatte die Konzentration

00:07:19: nicht gehabt.

00:07:20: Wie ist deine Beziehung zu Büchern entstanden?

00:07:25: Die ist in der Kindheit entstanden.

00:07:28: Meine Mutter ist eine Filleserin.

00:07:31: Und sie hat mich und meine Brüder schon ganz, ganz früh mitgenommen in die Bibliothek.

00:07:36: Wir haben dann spasulankommen.

00:07:38: Wir waren viel zu liebster in der Bibliothek.

00:07:40: Sie hat in der Stelle nach Innenbüchern gesucht und ich habe bei den Bilderbüchern geguckt und habe als ... Vielleicht vierjährige, ungefähr fünfjährige, der Bilderbücher gelesen oder angeschaut.

00:07:54: Ich weiss noch, es war v.a.

00:07:56: Müllen-Steiner und Kanincheninsel.

00:08:01: Später habe ich viel gelesen.

00:08:03: Ich habe immer über das Buch verarbeitet.

00:08:06: Als Jugendliche habe ich z.B.

00:08:11: ganz stark Drogenbücher gelesen, Christiane F. Die Kinder von Bahnhof Zohnt haben mehr übertragen wollen wissen, das Thema hat fasziniert.

00:08:19: Und natürlich auch, wie realisieren, da könntest du die Hände hervorlassen.

00:08:25: Das ist, ich will nicht Christiane F. werden oder so.

00:08:28: Also sprich, alles, was ich für mich ... Ich habe über Literatur gemacht, über Feminismus angeeignet, natürlich auch im Alltag in der Gespräch.

00:08:40: Aber schlussendlich ist immer viel Aneignung über die Literatur passiert.

00:08:46: Und später habe ich Verlagsbuchhändler erinnert, dass ich diese Liederschaft zu einem Beruf gemacht habe, in einem Kinderbuchverlag in Aarau, beim Surländer.

00:08:58: und hat dann nach der Lehre zum Tagesanzeiger gewechselt, dort wieder bei den Büchern, also im Wertverlag.

00:09:07: Und so wurden die Bücherteile meiner Welt.

00:09:12: Und irgendwann, im Laufe der Erkrankung von deinem Mann, waren die Bücher nicht mehr Teil deiner Welt.

00:09:19: Hast du das in diesem Moment als Verlust empfunden oder erst rückblickend?

00:09:25: Ja, ist noch schwierig zu sagen.

00:09:26: Ich habe es schon als Verlusten gefunden.

00:09:28: Also nicht gerade von Anfang an.

00:09:31: Aber es ist... Irgendwann ist es cool, dass man diesen Teil fehlt.

00:09:35: Ich bin kein Fernsehlagerin oder Filmlagerin.

00:09:38: Und Bücher haben für mich natürlich ... Du kannst ja eine Welt eindrücken mit Büchern.

00:09:43: Du kannst abdrücken.

00:09:45: Du kannst ganz anders sein, rein theoretisch.

00:09:47: Du kannst das Zeug ausprobieren.

00:09:49: Du kannst als Madur gegenlaufen.

00:09:51: Du kannst als Meisterdieb funktionieren, was auch immer.

00:09:56: Und wenn dieser Teil fehlt, weil etwas auf dich einbricht, das ist ja ... die Krankheit von Bruno, also die Diagnose eines Hirntumors, zu wissen, dass es unheilbar ist, dann hast du vielleicht gar nicht das Bedürfnis zu flüchten, weil du bist so im Hier und Jetzt.

00:10:17: Du musst es ja irgendwie ... können

00:10:20: ...

00:10:21: verdauen.

00:10:21: Das hat für mich ... Ich hatte keinen Platz in einer Parallelwelt.

00:10:26: Ich habe in dieser Welt, in der ich Drei-Gruppe wurde, also ... Als wir an den Boden entzogen wurden, mussten wir funktionieren.

00:10:37: Ich glaube, es war der Grund, warum ich in der Zugang zu der Literatur in diesen acht Monaten Krankheit nicht hatte.

00:10:44: Acht Monaten?

00:10:45: Das ist eine wahnsinnige kurze Zeit.

00:10:47: Es ist acht Monate lang von der Diagnose, bis er gestorben ist.

00:10:51: Das ist richtig.

00:10:52: Wir hatten acht Monate.

00:10:55: In diesen acht Monaten ... Wir haben ganz viel rein gepackt.

00:11:00: Wir haben auch noch die Kyraten.

00:11:02: Wir haben ein Monat nach der Diagnose, genau ein Monat nach der Diagnose.

00:11:06: Wir haben die Kyraten.

00:11:09: Wir sind hier noch mal in die Ferien gegangen in diesen acht Monaten.

00:11:12: Wir sind ins Hammam gegangen.

00:11:15: Wir haben ganz, ganz viele Sachen drin gepackt, obwohl die Krankheit ganz schnell vorwärts gelaufen

00:11:22: ist.

00:11:24: Du hast mir auch im Vorgespräch gesagt, dass du eigentlich dich ... Grücklich fühlst du dich in all dem Unglück.

00:11:32: Habe ich das so formuliert?

00:11:35: Okay.

00:11:37: Ich fühle mich zufrieden.

00:11:39: Es ist glücklich, wenn ich mir nicht betitle.

00:11:45: Vielleicht hast du auch gesagt, du hast Glück gehabt in all dieser Misere?

00:11:49: Ich habe viel Glück gehabt.

00:11:52: schon nur eine finanzielle Rücksicherung.

00:11:54: Das ist natürlich nicht noch Existenzängst, um einen Verlust vom Lebensmönch zu zukommen.

00:12:02: Das ist ja ein Geschenk, oder?

00:12:08: Ich habe viel gelernt und ich nehme mir ja wahnsinnig viel Zeit.

00:12:15: Also, ich stehe jetzt knapp ein Jahr nach dem Tod von Bruno.

00:12:18: Bruno ist am siebenundzwanzigsten April, zwanzig, vierundzwanzig gestorben.

00:12:23: Das ist jetzt etwas über ein Jahr.

00:12:27: Und ich bin immer noch nicht zurück in einem vollen Berufsleben und nehmen mir immer noch sehr, sehr viel Zeit raus für mich und für meine Trauer und für die Arbeit auch noch wahnsinnig viel.

00:12:41: Ich werde von Pallia Viva, von einem Trauerbegleiter auch noch begleitet, nach wie vor.

00:12:47: Also von einem Seelsorgen von den Chilen, die dir ... Kasi vermittelt wurde, dann ist du Pauli Aviva.

00:12:55: Korrekt.

00:12:56: Genau, so ist es richtig.

00:12:58: Wir treffen uns immer noch eines im Monat und reden.

00:13:01: Es gibt dort Treffen, die ich sehr positiv bin.

00:13:06: Es gibt auch Treffen, die ich sehr traurig bin.

00:13:09: Das ist ... Traurig ist ja eine Welle.

00:13:12: Traurig kannst du nicht in diesem Sinne sagen ... Jetzt bist du traurig und in drei Monaten bist du nicht traurig.

00:13:19: Das Leben geht weiter.

00:13:21: Für mich bleibt das Leben am Anfang einfach mal stehen bleiben.

00:13:25: Alles ist weiter gelaufen, darum herum.

00:13:27: Leute haben Ferien geplant, Sommerferien haben langsam angefangen.

00:13:32: Leute sind irgendwie älteren geworden, haben einen neuen Job angefangen.

00:13:38: Aber für mich als Betroffenen ist das Leben einfach stehen bleiben.

00:13:43: Ich habe ... mein Mensch verloren.

00:13:48: Und ich glaube, der hat irgendwie diesen Raum zu nehmen und zu sagen, jetzt gebe ich mich diesem Herrn, weil ich das Gefühl habe, dass ich am Schluss gesünder rauskomme, wenn ich diesen Traurau-Raum gebe.

00:14:10: Dass man das über mein Leben mehr hilft, als wenn ich sage, jetzt habe ich Zeit, um zu arbeiten.

00:14:18: Ich muss nicht mehr Nachkörungen pflegen, ich muss nicht mehr da sein.

00:14:22: Ich gehe jetzt wieder zurück ins Berufsleben und gehe wieder etwas um.

00:14:28: So hat es bei mir nicht funktioniert.

00:14:31: Darum vielleicht auch die Bücher lesen, dass man Zeit haben muss.

00:14:37: Du musst es geben, du musst Ruhe haben, du musst es verarbeiten und noch darüber schreiben, noch eine ist mehr.

00:14:42: Aber zum Zurück auf deine ursprüngliche Frage.

00:14:47: Glücklich würde ich es nicht

00:14:48: nennen.

00:14:50: Du und dein Mann sind begleitet worden von Paglia Viva, das Stück auf dem Weg, bis er gestorben ist.

00:14:57: Was hat dir Paglia Viva gebracht?

00:15:01: Ruhe.

00:15:01: Also Sicherheit und Ruhe.

00:15:04: Und irgendwie in dieser ... Hoffnungslose Situation und Zuversicht, glaube ich.

00:15:11: Balea Viva hat mich tatsächlich an uns beide in der Hand genommen.

00:15:15: Wir haben es nicht gekannt.

00:15:17: Balea Viva ist nicht gekannt.

00:15:19: Es wurde uns von der Unispital, von der Onkologie, von Zürich vermittelt.

00:15:26: Als ich von Balea Viva das erste Telefon kam, fragte ich mich auch.

00:15:29: Wie muss ich euch jetzt einordnen?

00:15:30: Ich habe das Gefühl, ich kann Spitex.

00:15:33: Aber spätestens haben wir aufbotteln und alles.

00:15:37: Und als wir das erste Mal das Gespräch hatten, war es mit Carmen Geragetti, kam eine Ruhe rein.

00:15:45: Sie nahmen uns, oder die Palliweite nahm uns einfach, wenn Fragen aufgetaucht sind.

00:15:54: Was Bruno später eine Rollstuhl gebraucht hat, wurde organisiert.

00:15:58: Wir konnten sie zwar abholen oder abholen, aber das Telefon, das wir kommen und eine Rollstuhl reservieren sollen, und überhaupt, dass sie eine Rollstuhl gebraucht haben, wäre ich gar nicht draufgekommen.

00:16:11: Oder das Pflegebett, das wir dann organisiert haben.

00:16:16: All diese Sachen waren für uns Hilfestellungen und ohne Paliaviva ... Unter anderem ohne Paliaviva wäre es nicht gegangen.

00:16:24: Wir hatten noch das Glück, dass seine Brüder sehr aktiv waren, plus meine Eltern und die Freundinnen.

00:16:34: Wir haben die Türen des Hauses ganz weit aufgegangen, die noch erkrankt wurden.

00:16:40: Und vor allem eine Brüder hat unheimlich viel auch gemacht.

00:16:46: Gibt es

00:16:47: auch

00:16:48: medizinische Sachen, die Paliaviva helfen können?

00:16:51: Was hat es abgesehen vom Organisieren?

00:16:54: Das hat es gegeben.

00:16:56: Vor allem natürlich,

00:16:57: als er

00:16:58: der Sterbeprozesse immer näher kam, hat Paliaviva mich sehr klar angeleitet, wie ich das machen muss.

00:17:06: Bruno ist ja hier daheim gestorben.

00:17:08: Von daher hatte ich dort die Sicherheit, dass ich Profis neben mir habe, die wir helfen.

00:17:18: und wir erklären, wie man einen Spritzen setzt oder wie man mit einem Morpheum umgeht oder was sie jetzt für einen Prozess stattfindet.

00:17:28: Ich habe in dieser Form zuerst mal jemanden gesehen.

00:17:33: Erlebt sterben, v.a.

00:17:35: so nahe.

00:17:35: Ich habe zwar grosse Eltern verloren, aber das passiert ganz viele Sachen, die einfach froh sind, wie jemand daran nimmt.

00:17:44: Kannst du dich erinnern an einen Moment, Nach alldem hast du erst mal wieder ein Buch in den Tank genommen?

00:17:52: Vermutlich nicht unmittelbar danach.

00:17:55: Ich kann mich nicht genau erinnern.

00:17:56: Es sind relativ viele Dinge tatsächlich überblendet vom Prozess, vom Sterben.

00:18:04: Ich weiss, dass ich danach in einer sehr grossen Erschöpfung bin, die ein paar Tage anturte, in denen ich irgendwie gefühlslos war.

00:18:17: Also weder ein Lichter, dass Bruno durfte gehen, war schwer krank.

00:18:22: Die Trauer ist leider noch leid, sondern es war wie ein gefühlsloser Zustand.

00:18:30: Ich habe in dieser Zeit sicher nicht gelesen.

00:18:35: Ich glaube, ich habe den Anfall, den die Trauer eingesetzt hat.

00:18:39: Die Trauer ist vermutlich ... ein paar Tage später, vielleicht fünf Tage, vielleicht vier Tage später, und dann kam sie über einen Wucht.

00:18:50: Vor kurzem schrieb jemand, dass sie sehr animalisch über mich hergefallen ist, also sehr körperlich.

00:18:56: Sie körperlich wehten.

00:18:58: Sie hatte ... Wie krempf und kühlt.

00:19:03: Und dann kam der Moment, in dem ich das Gefühl hatte, dass ich sie verarbeiten

00:19:11: musste.

00:19:12: Du beginnst sofort, Bücher zu lesen, wie die, die auf dem Tisch liegen.

00:19:17: Ich sage zu paar Christoph Schlingensieff, sein Buch über seine eigene Krebskrankheit Helga Schubert, der heutige Tag, wo sie schreibt, über die Pflege von ihrem Mann oder Hans-Jörg Schneider, Nachtbuch für Astrid.

00:19:33: Du beginnst sofort, die Bücher über Trauer und Abschied zu lesen.

00:19:41: War es noch ein anderes Genre?

00:19:43: Nein, ich war ziemlich schnell mit dem an.

00:19:45: Ich habe als erstes Wilhelm Schmidt den Tod überleben gelesen, vom Umgang mit dem Unfassbaren.

00:19:52: Das ist ein kleines Büchel, das er über den Topf ihrer Frau schreibt, also eine Angehörige, eine Situation, die ich anbinde, eine Angehörige, die über den Topf der Frau schreibt.

00:20:07: Aber vor allem auch über das Danach.

00:20:09: Also, wie er jetzt lebt ohne seine Frau, ohne seine Ehepfrau und wie sie ihm geht.

00:20:15: Und aufgrund von diesem war es tatsächlich zündig, um zu wissen, wie es den anderen geht.

00:20:23: Also, näher mit Olga-Martinova, über die Trauer, für mich ist ein ganz wichtiges Buch gefunden.

00:20:32: Das sind solche Gedankenfetzen, die sie ... Manchmal schreibt sie nur einen Satz, manchmal sind es drei Seiten.

00:20:39: Manchmal taucht sie die Mythologie ein.

00:20:41: Manchmal schreibt sie aber auch wieder über eine Tote ihrer Mehemasche.

00:20:44: Sie hatte die Sätze, die ich einfach bemerkt habe.

00:20:50: Das habe ich auch, genau so erlebe ich auch.

00:20:53: Und ich bin ja gar nicht alleine.

00:20:55: Also, das ist die verrückte Traur, die animalische Traur oder die Traur, die eben so wahnsinnig wehtut und die Hinrücksüber fällt.

00:21:06: Also, das ist ja einfach die Kunde.

00:21:10: Wenn du nicht erwartet bist, wenn du gerade findest, jetzt bin ich gerade zufrieden.

00:21:14: Ich habe einen schönen Tag und dann kommt sie von hinten zurück und überfällt sie.

00:21:19: Und das hatte sie alle so.

00:21:21: Und ich glaube, der war auch ... Also, Dolga Martinova war der Zündung, dass ich noch mehr lesen wollte.

00:21:31: Wie bist du vorgegangen?

00:21:32: Hast du googlat?

00:21:34: Martinova hat eine Bücherliste hin und hin, was sie alles gelesen hat.

00:21:38: Dort habe ich mal ein paar herausgepickt, aber nicht alle, weil, wie gesagt, sie hat hier sehr stark in der japanischen Mythologie und in der brächischen Mythologie sich eingelesen.

00:21:47: Das habe ich zwar noch spannend gefunden, aber jetzt nicht ganz in Büchern.

00:21:52: Also Auszüge sehr wohl.

00:21:55: Und ich habe ihn einfach von selbst weiterzusuchen.

00:21:58: Ich bin, wie ich immer Literatur suche.

00:22:02: Ich suche über Stichwörter im Internet, Bücher raus und Liste rein und verwirfe wieder.

00:22:13: So tue ich auch die andere Literatur für mich auswählen, also Raman.

00:22:19: Und bin in die Buchhandlungen gegangen.

00:22:22: Die Buchhandlungen sind extrem schlecht bestückt.

00:22:25: Die haben einfach Rageberbücher, die ich am Anfang vielleicht schon getönt habe.

00:22:30: Jetzt sind wir widmen und was machen wir jetzt?

00:22:33: Das sind ja so Sachen, die vielleicht gehören, dass du bist, dass du etwas machen darfst, was du willst.

00:22:40: Du willst ja gar nicht.

00:22:41: Du hast es nicht selber gewählt.

00:22:43: Du bist nicht einfach ... Du hast dich nicht getrennt und sagst, du bist nicht alleine, sondern du bist getrennt worden.

00:22:50: Und ... Darum sind ... In der Buchhändlerin habe ich relativ wenig Gespräche mit den Buchhändlern.

00:22:57: Manchmal kam es zu einem Resultat.

00:23:01: Aber sonst ist es vor allem eigentlich zu suchen, zu suchen, zu suchen.

00:23:05: Du hast vorhin gesagt, dass du vor allem dich gespiegelt auch gesehen hast in dem, wo du gelesen hast.

00:23:12: Aber es gab einen Moment, in dem

00:23:15: du

00:23:15: dich genervt hast, über etwas, was du hier gefunden hast in einem Buch.

00:23:19: Was du gefunden hast,

00:23:20: das ist ... Ja, ich

00:23:22: verstehe nicht, was ich behaupte.

00:23:24: Gibt es immer wieder?

00:23:25: Das gibt es immer wieder.

00:23:27: Die Situationen, in denen ich mit der Autorin oder dem Autor nicht einverstanden bin, das gehört dazu.

00:23:34: Es gibt auch Sachen, in denen ich finde, die Person geht zu nahe her.

00:23:40: In wiefern?

00:23:41: Sterben ist ja ... Vielleicht unterscheiden wir von der Trauer oder vom Sterben.

00:23:48: Trauer ist etwas von ... die ich empfinde, also jede Person emotional selbst empfindet.

00:23:57: Es gibt nicht diese Traur.

00:23:58: Es gibt auch nicht diesen Moment von Traurung.

00:24:02: Und eine Traur zu erklären, finde ich wahnsinnig schwierig.

00:24:06: Meine Traur zu erklären, glaube ich, kann ich mittlerweile ein bisschen.

00:24:11: Aber die ist so facetterich.

00:24:13: Und wenn wir über die Sterbe reden, dann ist das ein sehr intimer Moment.

00:24:20: Und ich finde es sehr wohl, dass es Bücher gibt, die das so etwas entblößen.

00:24:26: Vielleicht ist es so, vielleicht gibt es in der letzten Lebensphase kein Scham mehr.

00:24:32: Ich habe irgendwie so das Gefühl, auch dort hätte man es doch noch würden.

00:24:38: Und alles entblößen oder in vordergrund stellen muss man nicht.

00:24:44: Und das finde ich zum Teil in den Büchern.

00:24:47: Was ich nicht mitgetragen habe.

00:24:49: Es gibt aber auch ganz simple Sachen, die ich irgendwie finde.

00:24:52: Man kommt jetzt leider gerade wirklich nichts hin.

00:24:55: Aber was ich nicht einverstanden bin, ja.

00:24:58: Aber du meinst den Moment, in dem jemand schreibt, über Sterben von jemand anderem, der es tatsächlich

00:25:04: gegeben hat?

00:25:06: Genau.

00:25:07: Es sind ja Bücher, die Angehörigen oder Betroffenen schreiben.

00:25:12: Vielleicht noch ein Beispiel beim Christoph Schlingensiefs Buch.

00:25:17: Er schreibt ja über seine eigene Krebserkrankung.

00:25:20: Er schreibt das Betroffenen.

00:25:22: Er endet knapp ein Jahr bevor er stirbt.

00:25:27: Vielleicht acht, neun Monate bevor er stirbt, endet das Buch.

00:25:32: Er hatte eine wahnsinnige Wut in diesem Buch.

00:25:35: So ging es mir am Anfang oder als ich das gegessen habe.

00:25:39: Die Wut hatte es bei mir und bei Bruno.

00:25:43: Bruno hatte keine Wut, die er Diagnosen überkriegte.

00:25:46: Er hatte keine Wut, die er in den acht Monaten hatte.

00:25:51: Er hat einfach Wut nicht empfunden.

00:25:54: Und ich gehe nicht.

00:25:56: Ich hatte es ohne.

00:25:58: Von daher habe ich den Schlingernseif am Anfang auch nicht verstanden.

00:26:02: Mit seinen Wut.

00:26:03: Ich habe irgendwie gefunden.

00:26:05: Warum bist du so aggressiv?

00:26:08: Klar, logisch, er ist am Sterben.

00:26:10: Aber ich habe die Wut nicht verstanden.

00:26:13: Das heisst

00:26:14: auch, du

00:26:15: suchst gezielt Bücher aus, die auf eure Erlebnisse beruhen.

00:26:20: Also kein Romain.

00:26:21: Nein, eigentlich kein Romain.

00:26:23: Im Gegenteil, ich habe mal ... Meine Mutter hat mir mal zwei Bücher mitgebracht, die auch die Sterbe vorkocht.

00:26:31: Aber die war auch eine Romantin.

00:26:33: Ich musste nach einigen Seiten weglegen, weil ich gefunden habe, dass ich keine Ahnung habe.

00:26:38: Hatte ich früher auch nicht gedacht.

00:26:40: Es geht ja nicht darum, dass ein Schriftsteller jedes Mal alles wissen muss, was er drüber schreibt.

00:26:46: Man muss nicht alles erfahren haben.

00:26:48: Man kann sehr wohl einen Tod in einem Buch schreiben, wie man ihn vielmals.

00:26:52: Aber das habe ich nicht ertreitet in diesem

00:26:54: Moment.

00:26:55: Es ist für dich unglaubwürdig gewesen.

00:26:59: Es gibt aber vielleicht auch Schriftstellen, die schreiben über ... ... vielleicht etwas Fiktionals.

00:27:06: Aber auch aus einem Erlebnis, wirst du das vertragen?

00:27:12: In der Phase, in der ich die Bücher jetzt lese ... ... nicht.

00:27:17: Ich weiss aber auch, dass es ein Momentum ist, dass irgendwie wieder andere Literaturen in mein Leben kommen werden.

00:27:25: Und dort wird es sicher wieder gehen.

00:27:27: Aber hier suche ich tatsächlich die Authentizät.

00:27:30: Und ich suche natürlich auch die Hilfe.

00:27:35: Die Bücher sind für mich eine Methode, um mit dieser Trauer umzugehen.

00:27:39: Und mit dieser Trauer zu leben.

00:27:43: die Traur und mein Leben, also meine Traur und mein Leben miteinander verbunden, zusammengemacht.

00:27:49: Und ich habe irgendwie gefunden, ja, euch gibt es jetzt.

00:27:52: Ich muss jetzt mit diesen zwei Sachen in meinem Leben umgehen können.

00:27:57: Und das wird der Bestandteil von mir sein.

00:28:00: Und darum müssen die Bücher für mich eine Authentizität haben.

00:28:06: Das

00:28:06: gehört dazu.

00:28:08: Kannst du dir erklären ... Was bei dir ablauft, wenn du die Bücher lest, über Traur und Abschied?

00:28:16: Ich lese vielleicht noch mal zwei Sätze aus der Mail, die du geschrieben hast.

00:28:21: Ich beschäftige mich intensiv mit dem Thema Abschied, Tod und dem Leben ohne Lebensmensch.

00:28:27: In meinem Lesen habe ich einen Weg gefunden, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen.

00:28:33: Was läuft da an bei dir?

00:28:36: Und warum hilft es dir?

00:28:39: Es hilft einfach tatsächlich, ich bin nicht alleine mit diesem Gefühl.

00:28:46: Ich bin einerseits ein sehr Kopfmensch.

00:28:49: Ich habe sehr viel über den Kopf gestürzt, Rationalität und gleichzeitig wahnsinnig viel im Buch.

00:28:58: Am Anfang war es z.B.

00:29:00: für mich immer so, ja, jetzt ist Bruno Tod.

00:29:05: Also ... Aber dann kommt es schon wieder, oder?

00:29:08: Ich weiss im Kopf, dass er tot ist, dass er nicht zurückkommt.

00:29:13: Dass Bruno so wie er in meinem Leben war, wird es nicht mehr geben.

00:29:17: Und gleichzeitig sagt er, der Buch ... Nein, das kommt schon wieder.

00:29:24: Also fast so ein kindlicher Unglauben?

00:29:28: Ja, vielleicht kann man es kindlichen Unglauben nennen.

00:29:30: Ich sage den Bauern und Kopfgefühlen.

00:29:33: Ich weiss auch noch, dass ich am ganz relativ frühen Mal gefragt habe, einen Kollegen, der die Frau verloren hat, die mir gesagt hat, du.

00:29:42: Aber sagen wir mal, sind die wirklich einfach tot?

00:29:45: Wenn sie dort sind, ist das fertig.

00:29:47: Und er hat mich auch so ein bisschen bemitleidenswert angeschaut, und ich dachte, ja, Katrin, sie sind tot.

00:29:53: Und die Bücher haben für mich natürlich, das ist mein Gegenüber geworden, nachdem es bei mir der Heiruhiger ist geworden.

00:30:04: Ich hatte ja nicht mehr den Bruno mit ihm besprechen können.

00:30:08: Wir haben sehr viel geredet.

00:30:11: Wenn wir uns am Abend nach dem Schaffen getroffen haben, dann wurde es erzählt.

00:30:15: Wir haben das Nachtgessen zusammengekocht.

00:30:18: Er hat gekocht, muss ich ehrlicherweise sagen.

00:30:21: Aber näher auch zusammengeessen und einander verzählt.

00:30:25: Und das fällt ja weg.

00:30:27: Also habe ich über die Literatur einen Gesprächspartner gefunden, der mit mir vielleicht auch einseitig in diesen Dialog gekommen ist, in diesem Prozess gekommen ist.

00:30:38: Und das ist das, was die Literatur bei mir ausgelöst hat.

00:30:44: Wir könnten Sie auch sagen, warum tust du das an?

00:30:47: Also warum komfortierst du dich?

00:30:49: während wieder mit den Geschichten von anderen, aber auch mit dem eigenen Schmerz.

00:30:59: Damit ich aus diesem gut rauskomme, gibt ich diesem wirklich Raum.

00:31:05: Es ist ein Teil von mir.

00:31:08: Ich muss das verarbeiten.

00:31:12: Ich fühle mich auch abgeschnitten.

00:31:14: Mir fehlt etwas, ich habe einen Wunder.

00:31:19: Ich habe das Gefühl, wenn ich nach ein paar Monaten oder Wochen weitergemacht hätte, wie vorher, dann wäre ich krank.

00:31:31: Dann hätte ich auch ein Burn-Out gehabt, dann wäre ich nicht mehr hier.

00:31:35: Ich muss diesem ganz vielen Raum geben, weil für mich hat sich das Leben zwar nicht äusserlich, ich bin ja noch im gleichen Ort, aber es hat sich extrem geändert.

00:31:44: Es ist alles anders, vor allem schlussendlich ... Doch auch von einem Tag aufeinander.

00:31:50: Für mich ist es kein Satus, sondern es ist eine Verarbeitung.

00:31:55: Aber darum mache ich das.

00:31:57: Darum lese ich diese Sachen, darum schreibe ich auch über diese Sachen und verarbeite sie sozusagen normal schreibend.

00:32:03: Du kannst schreiben.

00:32:04: Das merke man in diesen Texten an.

00:32:07: Sie sind relativ kurz, gut verständlich.

00:32:11: Ich kann sie jedem empfehlen.

00:32:13: Ich kann es dir vorstellen.

00:32:15: Das, was du erlebt hast, selber einmal in einem Buch zu verarbeiten?

00:32:19: Das wurde mir empfohlen.

00:32:22: Von wem?

00:32:22: Von Sel-Sorgen, die wir die Palia Viva zur Seite gestellt haben.

00:32:28: Von Volker Schmidt.

00:32:30: Aber eigentlich wurde es mir empfohlen, wenn ich ganz fest in der Trauer verhaare, dass ich darüber schreibe.

00:32:36: Ich habe in meinem Gespräch mal erzählt, dass es so eine Wahnsinnschmerz ist, dass es unheimlich weh tut.

00:32:43: und dass ich dann auch fühlend am Boden liegen kann.

00:32:48: Und er fand, vielleicht würde es mir helfen, darüber zu schreiben.

00:32:53: Das habe ich angefangen.

00:32:54: Es hat mir tatsächlich geholfen.

00:32:56: Nicht dann, wenn ich schon darüber bin, sondern kurz bevor ich in diese Traurphase komme.

00:33:05: Es war aber eher für mich so ein Tagebuch, ob ich jedes Mal über das schreibe, stelle ich Fragen.

00:33:11: Aber ... Was ich herausgefunden habe, ist, wenn ich über Bücher schreibe, dass es das Gleiche nutzt.

00:33:17: Wenn ich meine Frühzeit abfange, dass ich dann, zumindest jetzt, früher wäre es noch nicht so, aber jetzt, ein Jahr später, nicht über mein Schicksal oder vor allem über Bruno's Schicksal muss nachdenken, sondern dass ich in ein Literatur-Schicksal gehen kann.

00:33:38: Wenn ich über eine Schlinge seien oder schreibe, dass ich dort reinkam, um zu denken, dass es Bruno hatte, genau so ging er in den Kocken.

00:33:48: Aber das bleibt aber etwas abstrakter jetzt.

00:33:52: Es ist nicht so nahbar wie vorher.

00:33:57: Paulia Viva wird die Rezension in einer losen Folge publizieren.

00:34:01: Du bist immer noch am Schreiben.

00:34:03: Ist das Schreiben der Rezensionen?

00:34:06: oder auch das Lesen für dich eine einzame Sache.

00:34:09: Ich meine es nicht negativ, aber ist das etwas, das du gut und auch gerne alleine machst?

00:34:16: Oder wünschst du dir auch einen Austausch da drüber?

00:34:20: Ich habe vor kurzem in meiner Mutter gesagt ... Ich bin ja jetzt einsam.

00:34:28: Das höre ich ja jetzt dazu.

00:34:29: Ich bin ja mein Lebensmensch genommen worden.

00:34:31: Ich habe zwar, wie du am Anfang gesagt hast, ganz viele Tiere um mich gekommen.

00:34:35: Von daher fühle ich mich sicher weniger einsam, als wenn ich einfach alleine wäre und lese, damit ich mit Bruno nicht mehr überbüchen kann, lese, reden.

00:34:47: Ich leise tatsächlich alleine.

00:34:50: Ich lebe aber die Bücher nach wie vor weiter.

00:34:52: Ich lebe immer noch meine Mutter oder meine Freundin, die nimmt Al-Bomit.

00:34:58: Und wir reden ein bisschen darüber.

00:35:00: Und schreiben ist tatsächlich etwas, was ich für mich mache.

00:35:05: Es würde mich natürlich freuen, wenn man vielleicht später mal ... auch wenn sie veröffentlicht sind, etwas zu hören.

00:35:12: Das wäre sicher schön.

00:35:13: Was hat das bei einem Anderschuss gelöst?

00:35:15: Oder warum hat die Person nach dem Lesen dieser Buchbesprechung das Buch gewählt und listet es jetzt?

00:35:24: Das wäre natürlich wunderbar.

00:35:27: Aber zu schreiben über das ist tatsächlich eine einsame Sache.

00:35:34: Aber du hast jetzt nicht vor, eine Lesegruppe zu machen.

00:35:38: So weit habe ich noch nicht

00:35:39: gedacht.

00:35:40: Gut, dann können wir an dieser Stelle einfach sagen, wenn Sie das hören und die Rezensionen von Katerin Zbinde gelesen haben und etwas dazu sagen will, dann schreiben Sie uns an poliaviwa.ch.

00:35:56: Katerin, dein Mann und du hatten grosse Planke, bevor er Diagnose Hirntumor bekommen hat.

00:36:04: Magst du kurz erzählen, was das für eine Planke waren?

00:36:07: Ja, wir haben beide aufgehört zu arbeiten.

00:36:10: Wir haben beide unsere Jobs gekündet.

00:36:12: Wir haben noch nicht aufgehört zu arbeiten.

00:36:16: Er wäre Ende Jahr fertig gewesen.

00:36:20: Im Oktober konnte er mit den Ferien aufhören.

00:36:22: Ende der Zeit.

00:36:24: Ende der Zeit.

00:36:25: Wir sprechen jetzt von der Zeit.

00:36:28: Ende September wäre ich fertig gewesen.

00:36:31: Im Januar, Februar, wir haben mit unseren Arbeitgeber gesagt, dass wir aufhören wollen.

00:36:39: Unser Plan war, Zürich-Umgebung im Limatal zu verlassen.

00:36:46: Irgendwo hat der Rand der Schweiz ein Häuschen kaufen.

00:36:51: Mit mehr Land, mehr Tier und einfach aufhören, arbeiten und stärker auf uns zwei fokussieren.

00:36:59: In den Tagen erleben Bruno ist elf Jahre älter als ich.

00:37:04: Er wäre sechzehn geworden, wenn er kurz nach ... kurz nachdem er gestorben ist.

00:37:10: Er wäre also in die Frühpensionierung gegangen und ich habe mir ihn hervorgestellt, dass ich dann vielleicht noch etwas nach zwei, drei Jahren Pause mal wieder in das Berufsleben zurückgeahe, aber mit einem sehr reduzierten Pensum.

00:37:21: Wir hatten also Kunden.

00:37:24: Wir haben uns wahnsinnig gefreut.

00:37:27: Ich muss mich noch sehr gut erinnern, dass ich von einem Hunderspaziergang der ersten Frau, die ich begegnet habe, gerufen habe.

00:37:34: Ja, es war im Januar.

00:37:36: Ich habe mich völlig geschreckt angeschaut und gesagt, wir hören auf, wir gehen und haben es endlich gemacht.

00:37:42: Wir haben länger über das Thema geredet.

00:37:44: Wir haben die Budget zusammengestellt.

00:37:48: Wir wussten, was wir an Finanzen zur Verfügung haben.

00:37:50: Wir haben die Häuser angeschaut.

00:37:53: Wir sind in der Gegend umgefahren.

00:37:55: Wir sind hier auf Frankreich nach Hause angeschaut.

00:37:57: Wir haben aber zum Glück, zum ihm grossen Glück nicht geholfen.

00:38:01: Weil ich würde jetzt irgendwo völlig verabgelegen, vielleicht irgendwo in der Vorgäse wohnen, wenn es möglich wäre, Hühner und Geissen und Hund und Katz und unsere Schildkröten.

00:38:18: Und werdet ihr ganz allein?

00:38:21: Aber es ist nicht so weit gekommen.

00:38:23: Wir haben Augustin die Diagnose bekommen, dass Bruno dahinten die Humor

00:38:29: hat.

00:38:29: Du sagst, wir haben die Diagnose bekommen, weil es auch dein Leben hat.

00:38:35: Alle Pläne zerplatzen auf einmal.

00:38:39: Woher schöpfst du Kraft, aus den Büchern weiterzumachen?

00:38:45: Aus der Natur und aus meinem Umfeld.

00:38:49: Aber ... Ich glaube, die Natur ist das, was wir schon immer, auch in der Literatur, immer etwas gegeben haben.

00:39:00: Dina, das ist unsere Hündin, ich sage immer noch unsere.

00:39:04: Wir laufen wahnsinnig viel, wir gehen sehr viel spazieren.

00:39:07: Sie hat mir auch eine Tagesstruktur gegeben, in der Bruno krank wurde.

00:39:11: Bruno hat mich lange begleitet, bis er nicht mehr laufen konnte.

00:39:16: Er hat noch bis ... Anfangs März ist er noch mitgekommen, dass er im April gestorben ist.

00:39:28: In der Natur dürfen wir abschalten und regenerieren.

00:39:34: Das erlebe ich ganz stark.

00:39:36: Ich brauche es auch.

00:39:37: Ich bin täglich etwa zehn Kilometer unterwegs und am liebsten in einem grünen Wald.

00:39:46: Aber es spielt doch keine Rolle, wenn es regnet.

00:39:50: Ich glaube, das ist Kraft.

00:39:53: Kraft einfach zu sehen, dass es halt ... Es ist ein bisschen ... Es ist eine Wahnsinn, wie jemand im April stirbt, dann erwacht alles.

00:40:02: Wir haben ein kleines, kleines Fogo-Häuschen, das unter einem ... Oder geht es auch seitwärts vom Fenster.

00:40:09: wo Bruno im Zimmer oben dran gelegt ist.

00:40:11: Die Vögel haben genischt und sind ein- und ausgeflogen.

00:40:14: Dort ist ein neues Leben entstanden, es sind Blaumeisen.

00:40:20: Hinter der Wand ist eigentlich das Zimmer, wo Bruno am Sterben liegt.

00:40:27: Ich weiss noch, an dem Tag, an dem er gestorben ist, beim siebenundzwanzigsten April, ist ein wunderschöner Tag gewesen, vor dem er im Zimmer geregnet war.

00:40:37: Es war ein wunderschöner Tag.

00:40:40: Er war dann im Wachkoma und ich habe ihm gesagt, dass ich mit der Dina spaziere, sein Bruder sei hier.

00:40:51: Ich gehe mit der Schwegerin, die Schwegerin begleitet mich mit ihrem Hund und sein Bruder sei hier.

00:40:58: Er dürfe aber sterben.

00:41:00: Es sind wunderschöne Tage, Sonnenschiene und ich habe ganz viel Kraft.

00:41:05: Wir sind eineinhalb Stunden gelaufen.

00:41:08: Ich wollte den Raum geben, dass es möglich wäre.

00:41:13: Ich habe im ganzen Prozess immer wieder gefragt, ob du die Setting wechseln möchtest oder wirst du daheimbleiben.

00:41:20: Er hat immer den Wunsch geissert, wenn es für mich okay wäre, gerne daheimbleiben.

00:41:26: Für mich war es okay, auch dank der Unterstützung der Paglia Viva.

00:41:31: Ich habe auch eine Nachtwache überkommen.

00:41:33: Das hat auch alle Javiva organisiert, dass ich auch etwas zu ruhen und schlafen konnte.

00:41:39: Weil unsere Freunde oder die Brüder oder meine Eltern waren ja einfach tagsüber tagsüber.

00:41:45: Aber am Abend bist du wieder alleine mit einem sterbenden Mensch.

00:41:50: Und das sind dann lange Nächte.

00:41:55: Und ich glaube, an diesem Tag habe ich Kraft daraus geholt.

00:41:59: Es ging ja lange, er war am Schluss der Gestorben, in der ich bei ihm war und neben ihm war.

00:42:05: Und wirklich im Bett bei ihm gelegen war.

00:42:08: Also, was ich mitgefühlt hatte, er hat auf mich gewartet.

00:42:12: Aber für mich ist das irgendwie ... Ich hatte die Tür, der Hund und die Natur einfach den Alltag noch gehabt.

00:42:20: Und es können auch mal gehen und auch mal schnell die Trauerung der vier Wändler sein.

00:42:26: Oder die traurige Situation.

00:42:28: Und eben draussen sieht es wieder, dass die Mäise fliegt jetzt ein und aus.

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